Konzepterstellung für ein vollintegriertes Mikro-ÖV System im Mittelburgenland und kommunales Mobilitätsmanagement
Projektträger: Wirtschaftsagentur Burgenland GmbH
Kurzprojektbeschreibung
Aufbauend auf der GVS21 (Gesamtverkehrsstrategie 2021) des Landes Burgenland wird ein Konzept erstellt, dass Möglichkeiten und Handlungsoptionen aufzeigt, um den öffentlichen Personennahverkehr im Mittelburgenland mittels eines integrierten, den ganzen Bezirk umfassenden und auf den (über-)regionalen Öffentlichen Verkehr abgestimmten Mikro-ÖV-Systems zu etablieren. Außerdem ist der Kontaktaufbau mit den 27 Gemeinden der LAG Mittelburgenland plus ein besonders relevanter Bestandteil. Gemeinden sind wesentliche Trägerinnen vieler Maßnahmen für ein nachhaltiges Mobilitätssystem, insbesondere im Bereich der Aktiven Mobilität. Aktuelle Herausforderungen im Bereich der kommunalen Mobilität werden identifiziert und daraus künftige Angebote zur weiteren Unterstützung abgeleitet. Bestehende Beratungs- und Informationsangebote werden bei Bedarf eingesetzt und u.a. der Aufbau eines Netzwerks kommunaler Mobilitätsbeauftragter (als Ansprechperson und Kümmerer vor Ort) forciert.
Ausgangslage
Das Mittelburgenland ist deckungsgleich mit dem politischen Bezirk Oberpullendorf, wobei die Gemeinde Pilgersdorf nicht Teil der LAG Mittelburgenland plus ist. Der Bezirk umfasst eine Fläche von rund 701 km² sowie 28 Gemeinden mit rund 37.400 EinwohnerInnen. Die Bezirkshauptstadt Oberpullendorf und die Marktgemeinde Deutschkreutz verfügen je über mehr als 3.000 EinwohnerInnen, die übrigen Gemeinden haben zwischen 350 und etwas über 2.000 EinwohnerInnen.
Viele Gemeinden des Mittelburgenlandes verfügen über keine flächendeckende und bedarfsgerechte öffentliche Verkehrsversorgung. In den betroffenen Gemeinden hat das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln in den letzten Jahren vielerorts keine Erweiterungen oder Adaptierungen erfahren. Vielmehr wurde an bestehenden Busfahrplänen festgehalten bzw. die Versorgung sogar reduziert und somit können die Mobilitätsansprüche der heutigen Zeit nicht mehr erfüllt werden.
Für viele BewohnerInnen, aber vor allem auch für PendlerInnen, sind die öffentlichen Verkehrsverbindungen in der Gemeinde und darüber hinaus in der Region und überregional nur mit großem Zeitaufwand möglich und daher unattraktiv. Fahrten innerhalb der Gemeinden können zumeist nur mit dem eigenen Pkw durchgeführt werden bzw. kann auch die Bezirkshauptstadt von peripheren Gemeinden öffentlich zu gewissen Tageszeiten nur unter Einschränkungen erreicht werden. Hier sind besonders Personen mit Betreuungspflichten betroffen: Fahrten mit Kindern zu diversen Freizeit- und Bildungsangeboten, sowie Einkäufe usw. müssen zu einem großen Teil mit dem eigenen PKW durchgeführt werden. Dies hatte in den letzten Jahren eine Steigerung des Motorisierungsgrades zur Folge.
Mobilitätseingeschränkte Personen oder EinwohnerInnen, denen kein eigener Pkw zur Verfügung steht, sind auf Hol- und Bringdienste (von Freunden und Familienangehörigen) oder von Initiativen wie der NachbarschaftsHILFE PLUS angewiesen. In vielen Gemeinden fehlt die Versorgung an öffentlichen Verkehrsmitteln für die sogenannte „letzte Meile“. Diese Lücken im Verkehrsangebot können auch nicht von bestehenden lokalen Taxi- oder Mietwagenunternehmen in einem ausreichenden Maß geschlossen werden, vor allem da kein flächendeckendes Angebot vorhanden ist.
Die Ausgangsituation weicht in den einzelnen Teilregionen jedoch stark voneinander ab. In Summe bestimmen viele kleine Ortschaften und Ortsteile und damit disperse Siedlungsgebiete die Projektregion.
Zusätzlich zu den geschilderten Herausforderungen in der Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind noch immer diverse Hürden zur Nutzung umweltfreundlicher und gesunder Mobilitätsformen im Allgemeinen vorhanden. Diese Hürden können infrastruktureller, organisatorischer oder psychologischer Natur sein. Viele erforderliche Mobilitätsinformationen erfolgen noch uneinheitlich, sind teilweise nicht bekannt und nicht immer leicht zugänglich. Neben der Wirtschaft und dem Tourismus sowie den Schulen sind Gemeinden bedeutende Andockstellen, um entsprechendes Mobilitätsmanagement das Hürden abbaut, umzusetzen.
Jede Gemeinde ist mit unterschiedlichen Gegebenheiten konfrontiert, die Kenntnis lokaler und regionaler Gegebenheiten also von zentraler Bedeutung hinsichtlich zielgerichteter Mobilitätsberatung. Die Gemeinden sind wesentliche Trägerinnen vieler Maßnahmen für ein nachhaltiges Mobilitätssystem, insbesondere im Bereich der Aktiven Mobilität. In den vergangenen Jahren wurde im Burgenland mit dem Aufbau eines Netzwerks kommunaler Mobilitätsbeauftragter begonnen, welche Ansprechperson und Kümmerer vor Ort sind.
Zielsetzung
Grundsätzlich geht es um die Verbesserung des Angebots von klimafreundlichem Verkehr im Burgenland, um den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und damit zur Erreichung der Klimaziele beizutragen. Gleichzeitung bedeutet das natürlich auch eine Attraktivierung für jene Gruppen, die schon jetzt auf den Öffentlichen Verkehr angewiesen sind. Das Mikro-ÖV-Konzept - welches auf der GVS21 (Gesamtverkehrsstrategie 2021) aufbaut - soll Möglichkeiten und Handlungsoptionen aufzeigen wie das öffentliche Mobilitätsangebot für die Gemeinden der LAG Mittelburgenland plus, die durch den ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) nicht in ausreichendem Maße abgedeckt werden, verbessert werden kann.
Bei der Erstellung des Mikro-ÖV-Konzepts wird auf die Bedürfnisse verschiedener NutzerInnen-Gruppen Rücksicht genommen. Einerseits soll es aufzeigen, wie Gruppen mit schlechterem Zugang zum MIV (motorisierten Individualverkehr), aufgrund der hohen Kosten für ein zusätzliches Fahrzeug in der Familie oder eine fehlende Lenkberechtigung, von einem integrierten Mikro-ÖV-System profitieren können. Andererseits soll auch eine mögliche touristische Nutzung betrachtet werden.
Aufbauend auf dem bestehenden öffentlichen Verkehrsangebot und bestehenden Mikro-ÖV-Systemen in der Region soll durch das Konzept „Mittelburgenland mobil“ die Grundlage für ein vernetztes Gesamtverkehrssystem entstehen, das sich als unterstützendes und ergänzendes Angebot zur breiten Abdeckung der Mobilitätsbedürfnisse im Mittelburgenland versteht.
Darüber hinaus werden gemeinsam mit den Gemeinden die Hürden zur Nutzung umweltfreundlicher und gesunder Mobilitätsformen identifiziert, um sie in den nächsten Jahren laufend abzubauen. Die Kenntnis der regionalen Gegebenheiten ist die Grundlage für zielgerichtete Beratung und Informationsangebote, wobei sich sachliche Aufklärung gezielt mit bestehenden Zweifeln und Informationslücken auseinandersetzt. Es werden Initiativen und Aktionen angestrebt, welche die notwendige Aufmerksamkeit für Mobilitätsalternativen erzeugen. Die umfangreichen vorhandenen und künftigen Mobilitätsangebote und ihre Vorzüge sollen den Menschen in der LAG Mittelburgenland plus bekannt sein und diese daher auch gerne und selbstverständlich in Anspruch genommen werden.
Bei Bedarf erhalten Gemeinden bei der Anwendung der vom Land zur Verfügung gestellten Instrumente (Mobilitätschecks, Aktionspläne E-Mobilität etc.) und durch das Aufzeigen von Förderungen Unterstützung durch die Mobilitätszentrale Burgenland. Der Informationszugang soll beispielsweise durch neue Online-Formate, Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen, Test-Events (Transportfahrräder, …), Mobilitätsfrühstücke und regelmäßige Informationen per Newsletter weiter verbessert werden. Geeignete Formate sind im Zuge der Kontakte mit den Gemeinden zu identifizieren.
Der Aufbau eines Netzwerks kommunaler Mobilitätsbeauftragter als Ansprechperson und Kümmerer vor Ort soll in der LAG Mittelburgenland plus forciert bzw. intensiviert werden. Diese stehen in Folge lokal BürgerInnen und anderen Gemeindeverantwortlichen bei Mobilitätsthemen als AnsprechpartnerInnen und ExpertInnen zur Verfügung.
In Kontakt mit den jeweiligen Gemeinden werden besonders bedeutsame ansässige Unternehmen (in Hinblick auf betriebliches Mobilitätsmanagement) identifiziert. Dies soll eine Grundlage für weitere Schritte (außerhalb dieses Projektes) darstellen, da gemeinsam mit der Wirtschaft Lösungen zu suchen sind, um die Rahmenbedingungen für einen umweltfreundlich zurückgelegten Arbeitsweg sowie das nachhaltig mobile Reisen zu verbessern. Mobilitätsmanagement bietet große Chancen für Unternehmen, wie u.a. Zufriedenheit und Gesundheit der MitarbeiterInnen und aktiver Beitrag zum Klimaschutz.
Maßnahmen
Eine zentrale Maßnahme ist die Erstellung eines Konzeptes für ein bedarfsgerechtes und regionsspezifisches Mikro-ÖV-System „Mittelburgenland mobil“ für die Alltags- und Freizeitmobilität in der LAG Mittelburgenland plus.
Die Entwicklung erfolgt unter Einbeziehung aller wichtigen Stakeholder, wie insbesondere den Gemeinden der LAG Mittelburgenland plus, Land Burgenland, Verkehrsverbund Ost-Region - VOR, Konzessionäre und Betreiber öffentlicher Linien. Betroffene bzw. spezielle Zielgruppen sollen im Rahmen eines Informations- oder Beteiligungsprozesses in die Festlegung der Bedarfe eingebunden werden.
Die Erarbeitung eines Implementierungskonzeptes soll so detailliert dargestellt werden, dass unmittelbar nach Vorliegen des Konzepts und außerhalb dieses Projektes mit der Umsetzung durch ein geeignetes Verkehrsunternehmen gestartet werden kann. Die inhaltliche Betrachtung soll folgende Punkte umfassen:
- Erarbeitung der notwendigen Parameter und Grundlagen zur Erfüllung der Bedarfe in Abstimmung mit Betroffenen (Gemeinde, ggf. Bevölkerung und spezifische Zielgruppen)
- Erarbeitung von Modellen für eine verbesserte, bedarfsorientierte Anbindung an den höherrangigen öffentlichen Verkehr (Bus und Bahn) und Abstimmung mit den jeweiligen Verkehrsunternehmen (Verkehrsbetriebe Burgenland - VBB, Blaguss, Postbus, ÖBB usw.) sowie Abstimmung mit dem Verkehrsverbund Ost-Region
- Erarbeitung der Einbindungs- und Optimierungsmöglichkeiten der bestehenden Mikro-ÖV-Systeme bzw. mit den jeweiligen Betreibern
- Abstimmung der Angebote mit den geplanten Maßnahmen von Seiten der Burgenländischen Landesregierung (Gesamtverkehrskoordination) zur Sicherstellung der Konformität mit den strategischen Vorgaben des Landes Burgenland
- Erarbeitung eines Betriebskonzeptes
- Abschätzung des finanziellen Bedarfes für den Betrieb in der Region
- Darstellung von Fördermöglichkeiten des erarbeiteten Umsetzungskonzeptes sowie Unterstützung bei Förderansuchen
- Überlegungen hinsichtlich einer integrierten Linienbusplanung mit dem auszuarbeitenden Betriebskonzept für bedarfsgesteuerte Mikro-ÖV-Verkehre
Für die Konzepterstellung bedeutet dies zusammengefasst:
- Entwicklung eines bedarfsgerechten Betriebskonzeptes mit Erläuterung der Beteiligungsformen, der Zielgruppen und des Betreibermodelles
- Überlegungen hinsichtlich Bediengebietsabgrenzungen samt Haltepunkte, Fahrzeuge und Personaleinsatz
- Festlegung des Betriebssystems
- Erstellung eines Umsetzungs- und Finanzierungsplanes für die ersten fünf Jahre
- Aufzeigen von Fördermöglichkeiten und Unterstützung bei Einreichungen
- Schulbusverbindungen sind in den Planungen nicht miteinzubeziehen
Da Gemeinden wesentliche Trägerinnen vieler Maßnahmen für ein nachhaltiges Mobilitätssystem - insbesondere im Bereich der Aktiven Mobilität - sind, werden im Bereich des kommunalen Mobilitätsmanagements folgende Maßnahmen durch die Mobilitätszentrale Burgenland umgesetzt:
- Aktiver Kontakt zu den einzelnen Gemeinden der LAG Mittelburgenland plus zur Identifikation von:
- lokalen und regionalen Gegebenheiten im Mobilitätsbereich
- Hürden zur Nutzung umweltfreundlicher Mobilitätsformen
- lokal besonders relevanter Mobilitätsthemen (für – außerhalb dieses Projektes – anschließende Durchführung von Exkursionen mit Gemeindeverantwortlichen zu Vorzeigeprojekten wie z.B. Verkehrsberuhigung, Platzgestaltung)
- bedeutsamen ansässigen Unternehmen (in Hinblick auf betriebliches Mobilitätsmanagement)
- Aufbau eines Netzwerks kommunaler Mobilitätsbeauftragter
- Unterstützung der Gemeinden bei der Anwendung der vom Land Burgenland oder der Mobilitätszentrale Burgenland zur Verfügung gestellten Instrumente (Mobilitätschecks, …) und Informationen zu vorhandenen Förderungen im Mobilitätsbereich
- Durchführung von Beratungen und Ausarbeitung von Informationsangeboten (sachliche Aufklärung bestehender Zweifel und Informationslücken) sowie Initiativen und Aktionen (Aufmerksamkeit für Mobilitätsalternativen) wie u.a. neue Online-Formate, Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen, Mobilitätsfrühstücke oder praktischer Test-Events (Transportfahrräder, …); zuvor Identifikation geeigneter Formate in Abstimmung mit den Gemeinden
Für die Abwicklung des Projektes und die Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen sind folgende 6 Arbeitspakete vorgesehen:
- AP 1: Projektmanagement
- AP 2: Mikro-ÖV – Einbindung der Region
- AP 3: Mikro-ÖV – Einbindung weiterer wesentlicher Stakeholder
- AP 4: Mikro-ÖV – Konzepterstellung
- AP 5: Kommunales Mobilitätsmanagement – Kontaktoffensive Gemeinden
- AP 6: Kommunales Mobilitätsmanagement – Netzwerkaufbau und Informationstransfer
Das Arbeitspaket 1 Projektmanagement beinhaltet die laufende Projektkoordination, Vor- und Nachbereitungen, Projektabschluss, allgemeine Koordination und Abstimmung mit sämtlichen Projektbeteiligten und im Schwerpunkt Mikro-ÖV: Erstellung der Ausschreibungsunterlagen für die Angebotseinholung und Auftragsvergabe, Abstimmungen mit dem externen Auftragnehmer, Teilnahme an Abstimmungen mit Gemeinden und weiteren Stakeholdern.
Die Gemeinde Pilgersdorf ist nicht Teil der LAG Mittelburgenland plus und wird aus diesem Grund nicht im Rahmen dieses Projektes bearbeitet.
Projektlaufzeit: 1 Jahr ab Genehmigung
Projektkosten: € 71.800,00
MMag. Michael Maritschnegg
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