Kommunales und betriebliches Mobilitätsmanagement im Süd- und Mittelburgenland als aktiver Beitrag zum Klimaschutz

KURZPROJEKTBESCHREIBUNG
Das Projekt anerkennt die zentrale Funktion von Gemeinden für die Mobilitätswende des Süd- und Mittelburgenlandes in Richtung klimafreundlicher Mobilität und unterstützt diese im Rahmen des kommunalen Mobilitätsmanagements mit Maßnahmen, wie einem Weiterbildungsprogramm für Gemeindevertreter:innen, der professionellen Begleitung von Gemeinden bei der Umsetzung innovativer Mobilitätsprojekte und dem Auf- und Ausbau eines Netzwerks (aufbauend auf der Gesamtverkehrsstrategie Burgenland/GVS21, S1.2a und dem Endbericht Mobilitätsnetzwerk südburgenland plus) an kommunalen Mobilitätsbeauftragten zwecks Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch.

Als zweiter Schwerpunkt wird erstmalig im Süd- und Mittelburgenland ein Angebot für betriebliches Mobilitätsmanagements entwickelt (analog GVS21, MM2.1), welches relevante Betriebe identifiziert und sie informiert, vernetzt und bei der Umsetzung konkreter Projekte für klimafreundliche Mobilität unterstützt. Sie werden dabei vor allem in ihrer Funktion als Arbeitgeberinnen angesprochen. Als Multiplikator:innen zu ihren Beschäftigten können sie einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätstransformation und zum Klimaschutz leisten.

Durch die gemeinsame Bearbeitung der Regionen Mittel- und Südburgenland können neu erstellte Konzeptionen für beide Regionen übernommen und somit Synergien erzielt werden. Der Aufteilungsschlüssel der gemeinsam getragenen Kosten wird entsprechend der Anzahl der Gemeinden angesetzt (28% Mittel- und 72% Südburgenland) was in etwa auch der Anzahl an Bürger:innen entspricht (27,5% / 72,5%). Somit ergibt sich in Summe (inkl. Fixkosten pro Region) eine Kostenaufteilung von 1/3 zu 2/3.

Diese Schlüssel werden weitestgehenst auch bei der Aufteilung der Maßnahmen angesetzt.

 

AUSGANGSLAGE
Während bis vor einiger Zeit viele süd- und mittelburgenländische Gemeinden über keine flächendeckende und bedarfsgerechte öffentliche Verkehrsversorgung verfügten, änderte sich dies im Jahr 2023. Es wurde das Burgenländische Anrufsammeltaxi (BAST) eingeführt sowie der öffentliche Busverkehr entlang zentraler Achsen neu organisiert. Damit verfügen alle süd- und mittel-burgenländischen Gemeinden über ein ausgebautes und flächendeckendes ÖV-Angebot. Dieses ist jedoch in der Bevölkerung bislang nur wenig bekannt womit ein erhöhter Informationsbedarf einhergeht. Durch den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bzw. durch Stärkung des Rad- und Fußverkehrs wird es möglich, dass insbesondere Familien auf das Zweit- (oder Dritt-) Auto verzichten können und damit, neben der Kostenersparnis und der Förderung ihrer Gesundheit, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Dies ist umso bedeutender, als der Verkehrssektor den zweitgrößten Anteil an Österreichs CO2-Ausstoß ausmacht und das Mittel- und insbesondere das Südburgenland einen der höchsten Motorisierungsgrade des Landes aufweist. Besonderes Augenmerk muss daher neben der Bewerbung der neuen Angebote des Öffentlichen Verkehrs auch die Bewusstseinsbildung über die Vorteile der Aktiven Mobilität, also des Alltagsradverkehrs und der Bedeutung des Fußverkehrs für die Bewältigung von Alltagswegen erhalten.

Die Gemeinden sind wesentliche Trägerinnen vieler Maßnahmen für ein nachhaltiges Mobilitätssystem, insbesondere im Bereich der Aktiven Mobilität. So sind sie einerseits für die Schaffung entsprechender Infrastrukturen und für die Planungen und Weiterentwicklung der bestehenden Strukturen zuständig. Andererseits sind sie wichtige Partnerinnen hinsichtlich der Umsetzung von Maßnahmen zur Information und Bewusstseinsbildung. Sie sind also mit mobilitätsbezogenen Herausforderungen konfrontiert, deren Bewältigung fachbezogenes Wissen und Kompetenzen der Bürgermeister:innen, Amtsleiter:innen, Gemeindemitarbeiter:innen und Gemeinderät:innen erfordert. Mit Hilfe einer Informationsoffensive für Gemeinden soll auch der Aufbau eines Netzwerks kommunaler Mobilitätsbeauftragter geschaffen werden, die dann als Kordinations- und Kommunikationsdrehscheibe vor Ort agieren, um erfolgreich Potentiale und auch Hürden für die Umsetzung von Maßnahmen für klimafreundliche Mobilität identifizieren zu können. Im Mittelburgenland, wo es ein derartiges Netzwerk bereits gibt, soll dieses ausgebaut und dahingehend gestärkt werden, damit identifizierte Lösungen auch in die Umsetzung gelangen.

Neben der öffentlichen Kommunalverwaltung sind Betriebe als Arbeitgeberinnen in der Region sowie im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeiten für die Förderung klimafreundlicher Mobilität von besonderer Bedeutung. Sie bestimmen maßgeblich das Angebot an Mobilitätsinfrastrukturen wie Fahrradstellplätze u.a. für ihre Mitarbeiter:innen. Es obliegt ihnen betriebliche Projekte zur Förderung aktiver Mobilität wie Jobräder, ÖV-Tickets u.ä. umzusetzen, um dem Standortfaktor positiv zuzuspielen. Zusätzlich liegt es in ihrer Hand, klimafreundliche Lösungen für ihre betrieblichen Mobilitätsbedarfe umzusetzen. Sie dienen auch als wichtige Informationsdrehscheibe hinsichtlich vorhandener Angebote.

Derzeit gibt es im Süd- und Mittelburgenland wenig Angebote an betrieblichem Mobilitätsmanagement. Unternehmen stehen bisher größtenteils alleine vor der Aufgabe Mobilität für ihre Angestellten als auch im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit klimafreundlich zu gestalten. Das dafür notwendige Bewusstsein und Wissen müssen individuell erarbeitet werden und die Zugänge zu bereits vorhandenen Ressourcen wie Förderungen etc. individuell erschlossen werden.

 

ZIELSETZUNG
Ziel (A): Bewusstseinsbildung und Ermächtigung von Gemeinden klima- und umweltschonende, aktive und nachhaltige Mobilitätslösungen zu erkennen, selbstständig voranzutreiben und umzusetzen.

In der Zusammenarbeit mit den Gemeinden ist es das Ziel, deren Wissen und Kompetenzen im Themenbereich klimafreundliche Mobilität zu vertiefen und zu stärken. Die Intensivbegleitung über zwei Jahre garantiert den Aufbau von Vertrauen und einer tragfähigen Kooperation. Durch ein maßgeschneidertes Schulungsangebot für Gemeinden sowie das Beratungs- und Unterstützungsangebot durch die Mobilitätszentrale wird gewährleistet, dass nachhaltige Mobilitätslösungen in den Gemeinden auch tatsächlich umgesetzt werden können. Weiters sollen der Austausch, die Vernetzung und der Informationsfluss zwischen den Gemeinden dahingehend unterstützt werden, dass eine positive Eigendynamik entsteht, und die Mobilitätszentrale als unterstützende, prozessbegeleitende Servicestelle verankert ist. 

Mit Hilfe von 8 Pilotprojekten sollen technisch und regional möglichst unterschiedliche und breit gestreute Formen der Mobilitätsverlagerung, Verkehrsberuhigung bzw. -sicherheitsmaßnahmen realisiert werden, die zum Nachahmen animieren sowie ein Nachahmen durch umfangreiche Dokumentation ermöglichen. (Die Pilotprojekte setzen dort auf, wo im Zuge der Betreuung verkehrstechnische Eingriffe lokalisiert werden, die eine fachplanerische Unterstützung benötigen).

Konkrete Ergebnisse (A): Konsultation von 72 Gemeinden im Südburgenland und Erhebung von 35 kommunalen Mobilitätsbeauftragten, Netzwerkstärkung /-festigung und stetige Betreuung von 100 Gemeinden (72 Süd- und 28 Mittelburgenland) über 2 Jahre.

Ein neu geschaffenes Weiterbildungsangebot mit 3 Modulen für 35 Gemeindevertreter:innen (kommunale Mobilitätsbeauftragte; 25 Süd- und 10 Mittelburgenland), 8 umgesetzte Pilotprojekte (5 Süd- und 3 Mittelburgenland)  für klimafreundliche Mobilität, 35 Schnuppertickets (25 Süd- und 10 Mittelburgenland) als Kennenlernangebot für die Bevölkerung, je 1 Kick off-Veranstaltung und 1 online-Meeting als regionale Informations- und Beratungsveranstaltungen (und zur Vernetzung zwischen den Gemeinden), 6 Mobilitätsmärkte (4 Süd- und 2 Mittelburgenland) für Gemeinden und Bürger:innen als niederschwelliges Angebot für Informationen und als Bewusstseinsbildung hinsichtlich umweltfreundlicher Mobilität und ihrer Bedeutung für den Umweltschutz. Nutzung der Plattform zur Erhebung von 300 Fragebögen zur vertieften Mobilitätsanalyse aus Mobilitätsmärkten

 

Ziel (B): Bewusstseinsbildung und Ermächtigung von Betrieben klima- und umweltschonende, aktive und nachhaltige Mobilitätslösungen zu erkennen, selbstständig voranzutreiben und umzusetzen.

Ein weiteres Ziel ist es für, in Gemeinden der LAG Süd- und Mittelburgenland ansässigen Betrieben Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, wie sie in ihrem Wirkungsbereich klimafreundliche Mobilität voranbringen und dabei betrieblichen Nutzen und Gemeinwohlfaktoren gleichermaßen befördern können. Dadurch sollen Arbeitnehmer:innen zusätzliche Möglichkeiten und Anreize erhalten, klimafreundliche Mobilitätsformen zur Zurücklegung ihrer Arbeitswege – und auch Freizeitwege – zu nutzen. Unternehmen hingegen profitieren von einem Informationsgewinn bspw. hinsichtlich Fördermöglichkeiten und an zusätzlicher Expertise zur Lösung von betrieblichen Mobilitätsherausforderungen.

Konkrete Ergebnisse (B): Konsultation von 35 Betrieben (25 Süd- und 10 Mittelburgenland);
Benennung von 20 betrieblichen Mobilitätsbeauftragten: 15 (Sbgld.), 5 (Mbgld.). Netzwerkstärkung /-festigung und stetige Betreuung der Betriebe über 2 Jahre, inkl. Konzeptionierung und Versand von 4 Newslettern pro Jahr, je 1 Kick off-Veranstaltung und 1 online-Meeting als betriebliche Informations- und Beratungsveranstaltungen (und zur Vernetzung zwischen den Betrieben),
6 umgesetzte Pilotprojekte (4 Süd- und 2 Mittelburgenland) für klimafreundliche Mobilität,

je 1 Abschlussveranstaltung (Süd- / Mittelburgenland) inkl. Vertreter:innen der Gemeinden als Multiplikator:innen für die Duplizierung und Ausbau der Pilotprojekte.

 

MASSNAHMEN
Kommunales Mobilitätsmanagement

erstmalige Gemeindekonsultationen, kommunales Netzwerk, Veranstaltungen, Mobilitätsweiterbildung, Pilotprojekte, Schnuppertickets, Mobilitätsmärkte

Betriebliches Mobilitätsmanagement
Entwicklung Detailkonzept, Informationsmaterial, Betriebsbesuche, betriebliches Netzwerk, Veranstaltungen, Pilotprojekte

Überprüfung der Wirkungen
Anzahl an durchgeführten Gemeindekonsultationen: 72 (Sbgld.)
Anzahl an neu gewonnenen kommunalen Mobilitätsbeauftragten: 35 (Sbgld.)
Anzahl an Teilnehmer:innen am Weiterbildungsangebot: 25 (Sbgld.), 10 (Mbgld.)
Anzahl der umgesetzten Pilotprojekte in Gemeinden: 5 (Sbgld.), 3 (Mbgld.)
300 Erhebungsbögen zur vertieften Mobilitätsanalyse aus Mobilitätsmärkten 4 (Sbgld.), 2 (Mbgld.)
Anzahl an durchgeführten Betriebsbesuchen: 25 (Sbgld.), 10 (Mbgld.)
Anzahl an gewonnenen betrieblichen Mobilitätsbeauftragten: 15 (Sbgld.), 5 (Mbgld.)
Anzahl der umgesetzten Pilotprojekte in Betrieben: 4 (Sbgld.), 2 (Mbgld.)

 

PROJEKTLAUFZEIT: Juli 2024 - Juni 2026
PROJEKTKOSTEN: Anteil Mittelburgenland € 125.000,00

 

PROJEKTTRÄGER:
Wirtschaftsagentur Burgenland GmbH
Marktstraße 3
7000 Eisenstadt
+43 5 9010 - 2021
office@wirtschaftsagentur-burgenland.at
https://wirtschaftsagentur-burgenland.at/
 

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