BUZ - Mixed Reality Lernstrecke für Dachdecker und Spengler inkl. Microlearning

  1. KURZPROJEKTBESCHREIBUNG (max. 5 Sätze)

Die Fachkräfteausbildung (Lehrlinge und Erwachsene -Facharbeiterintensivausbildung) ist die Basis, um den Wirtschaftsstandort Burgenland langfristig abzusichern. Ein Baustein zur Attraktivierung der Fachkräfteausbildung könnte die Entwicklung einer Vorlage für ein Mixed Reality Lernkonzepts (Methodik und Didaktik) zur digitalen Lernbegleitung sein.

 

Schulungseinrichtungen, Betriebe und Berufsschulen sollen sich dieses Konzepts bedienen und die Lehrlingsausbildung an die digitalen Möglichkeiten des Lernens anpassen, um die Attraktivität der Fachkräfteausbildung zu steigern.

 

  1. AUSGANGSLAGE (warum)

Lehrlingsausbildung = Duale Berufsbildung

Die Lehrlingsausbildung hat in Österreich eine lange Tradition und wird international sehr geschätzt. Sie steht allen Personen offen, die die neunjährige Schulpflicht erfüllt haben. Mit der Absolvierung einer Lehre wird eine qualifizierte und vollständige Berufsausbildung erworben.

Die Ausbildung findet an zwei Lernorten statt: im Betrieb und in der Berufsschule. Der Lehrling steht somit in einem Ausbildungsverhältnis mit seinem Lehrbetrieb und ist gleichzeitig Schüler_in einer Berufsschule. Die betriebliche Ausbildung umfasst den größten Teil der Lehrzeit. Der Lehrling verbringt rund 80 % seiner Ausbildungszeit im Lehrbetrieb und erhält dort eine praxisorientierte Ausbildung. An ein bis zwei Tagen pro Woche oder geblockt über mehrere Wochen findet in der Berufsschule der fachtheoretische sowie allgemeinbildende Unterricht statt.

Je nach gewähltem Lehrberuf dauert eine Lehre zwei, zweieinhalb, drei, dreieinhalb oder vier Jahre. Die meisten Lehrberufe sind dreijährig.

Die Lehrlingsausbildung schließt mit der Lehrabschlussprüfung (LAP) ab. Diese wird von Berufsexperten abgenommen. Durch die Prüfung qualifiziert sich ein Lehrling als Fachkraft im erlernten Beruf.

 

Laut der Studie des AMS, „From Teaching to Learning: Zu den Gestaltungsoptionen betrieblichen Lernens“, von Uwe Elsholz, http://ams-forschungsnetzwerk.at/downloadpub/AMS report 114.pdf, braucht es moderne, digitale Formen der Arbeitsorganisation. Statt sollte in erster Linie das Lernen der Beschäftigten fokussiert werden und dies als Ausgangspunkt der Gestaltung betrieblicher Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung dienen. Damit verschiebt sich der Fokus »From Teaching to Learning«. Für einen solchen Perspektivwechsel gibt es durch die zunehmende Verbreitung digitaler Medien und technologischer Möglichkeiten nunmehr bessere Bedingungen als je zuvor. Die Entwicklung umfassender systematischer Konzepte, die sowohl die berufspädagogischen Ansätze als auch mediendidaktische Ansätze aufnehmen, bleibt eine Aufgabe für Theorie und Praxis betrieblichen Lernens.

 

Die Digitalisierung ist dabei wesentlich, weil sie die berufliche Bildung modernisiert und den Zugang zu flexiblen, effektiven Lernmethoden verbessert. Die Vorteile einer digitalen Lehrlingsausbildung liegen in:

 

  1. Individualisierung des Lernens: Digitale Lernplattformen, wie e-Portfolios und Microlearning, ermöglichen es den Lernenden, in ihrem eigenen Tempo und auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten zu lernen.
  2. Flexibilität und Zugänglichkeit: Durch den Einsatz von mobilen Endgeräten (z. B. Smartphones, Tablets) können Lerninhalte jederzeit und überall abgerufen werden, was insbesondere im Arbeitsalltag von Vorteil ist.

 

  1. Erhöhung der Lernmotivation: Der Einsatz immersiver Technologien wie Mixed Reality und Virtual Reality bietet den Lernenden praxisnahe Simulationen, die das Lernen anschaulicher und interaktiver machen.

 

  1. Förderung von Kompetenzen: Digitale Lernmethoden ermöglichen nicht nur die Vermittlung von Fachwissen, sondern auch die Entwicklung von übergreifenden Kompetenzen wie Problemlösungsfähigkeiten und Teamarbeit.

Insgesamt unterstützt die Digitalisierung die Transformation hin zu einem flexibleren, kompetenzbasierten Lernen, das auf die Bedürfnisse des modernen Arbeitsmarktes zugeschnitten ist.

 

Aktuell fehlt es an durchgängigen methodisch und didaktischem digitalen Lernkonzepten speziell für die Fachkräfteausbildungen.

 

Die Herausforderung liegt in Zukunft darin Jugendliche für eine Fachkräfteausbildung zu begeistern – das wird nur mit neuen Bildungsinitiativen möglich sein.

 

Im Jahr 2024 gab es in Österreich etwa 108.000 Lehrlinge und rund 28.300 Lehrbetriebe, was im Vergleich zu früheren Jahren auf einem eher niedrigen Niveau liegt. Der Anteil der 15-Jährigen, die sich für eine Lehre entschieden (Lehrlingsquote), sank auf 39,1 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl der unversorgten Lehrstellensuchenden auf durchschnittlich 6.630, während die Anzahl der gemeldeten offenen Lehrstellen auf knapp 9.000 sank. Somit zeigte sich auch im dritten Jahr in Folge ein Mangel an Lehrlingen, statt einer Lücke bei den Lehrstellen, wenngleich sich dieser Mangel leicht abschwächte.

 

Die Entwicklung der Lehrlingszahlen im Burgenland gesamt:

Jahr

Lehrbetriebe (Zählung nach FG)

Lehrlinge gesamt

LL im 1.Lehrjahr

Geburtsjahrg. 15-jährige

Prozentsatz Lehranfänger

%

2019

826

2 579

889

2 210

40,23

2020

827

2 567

784

2 190

35,80

2021

816

2 540

824

2 124

38,79

2022

858

2 547

917

2 173

42,2

2023

866

2 557

837

2 215

37,79

2024

839

2.504

819

2.134

35,10

 

Im Burgenland gibt es derzeit über 40 Lehrlinge , die die Berufe Dachdecker_in und Spengler_in erlernen; österreichweit sind es rund 1.200 Lehrlinge in diesen Berufsgruppen, die allesamt mit dieser digitalen Lernunterstützung angesprochen werden sollen.

 

 

  1. ZIELSETZUNG (Ergebnis, Produkt)

 

Das Projekt kombiniert eine Virtual-Reality-basierte Lernumgebung mit einem Microlearning-System, um die duale Ausbildung von Dachdeckern und Spenglern nachhaltig zu verbessern. Die VR-Technologie ermöglicht den Auszubildenden praxisnahe Simulationen, während das Microlearning-System kurze, zielgerichtete Lerninhalte bereitstellt, die jederzeit und überall zugänglich sind. Diese Kombination aus immersivem Lernen und digitaler Lernbegleitung fördert die nachhaltige Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten.

 

Besonderes Augenmerk liegt auf sicherheitsrelevanten Tätigkeiten, wie der Arbeit auf Dächern; gleichzeitig wird durch Microlearning die kontinuierliche Wiederholung und Vertiefung von Inhalten sichergestellt.

 

Dieses digitale Lernkonzept soll derart konzipiert sein, dass dieses eigenständig von Schulungseinrichtungen, Betrieben und Berufsschulen als Vorlage herangezogen werden kann, um weitere Inhalte eigenständig aufzubereiten (train-the-trainer).

 

  1. Unterziele
  • Förderung der Sicherheit: Durch VR-Simulationen können gefährliche Arbeitsschritte gefahrlos erlernt werden. Begleitende Microlearning-Einheiten festigen das Wissen durch regelmäßige Wiederholungen.

 

  • Nachhaltige Wissensvermittlung: Microlearning erlaubt es, kleine Lerneinheiten in den Arbeitsalltag zu integrieren, was den kontinuierlichen Lernfortschritt und die langfristige Wissensverankerung unterstützt.

 

  • Verbesserung der Lehrqualität: Durch die Kombination aus VR und Microlearning entsteht ein modernes, flexibles Lernkonzept, das auf die Bedürfnisse der Lehrlinge zugeschnitten ist.

 

  1. Massnahmen
  • wie/ mit welchen Aktivitäten wird das Projekt umgesetzt

1. Anforderungserhebung und Konzeptentwicklung
2. Entwicklung der VR-Simulation und des Microlearning-Systems
3. Pilotphase (Testzeitraum) und Evaluierung
4. Projektbegleitung inkl. Nachbetreuung bzw. Evaluation während der gesamten Laufzeit durch das BUZ

 

 

 

  1. Projektphasen im Detail

 

Phase 1: Anforderungserhebung und Konzeptentwicklung (April – September 2025)

  • Workshops mit Stakeholdern zur Erhebung der Anforderungen für die VR-Simulation und das Microlearning-System.
  • Definition der Projektstruktur und eines detaillierten Zeit- und Maßnahmenplans
  • Definition des Rahmen für ein didaktisches Konzept, das die VR-Simulation und das Microlearning-System integriert.

 

Phase 2: Entwicklung der VR-Simulation und des Microlearning-Systems (Oktober 2025 – Juli 2026)

  • Entwicklung der VR-Simulation, die zentrale Arbeitsschritte der Berufe Dachdecker und Spengler simuliert.
  • Implementierung des Microlearning-Systems: Aufbau eines modularen Systems mit kurzen Lerneinheiten (basierend auf „ovos play“), das die VR-Simulation ergänzt und das selbstständige Lernen fördert. Inhalte werden in Form von Lernkarten, Fragen-Antwort-Modulen und interaktiven Elementen bereitgestellt.

 

Die VR-Simulation wird als Prototyp konzipiert und kann nur verwendet werden um das didaktische Konzept zu testen. Der Prototyp veranschaulicht ausschließlich das Lernkonzept und bildet eine wertvolle Basis für mögliche Folgeprojekte, in denen die Simulation weiterentwickelt werden kann.

 

Phase 3: Pilotphase und Evaluation (Juni – Dezember 2026)

  • Test der VR-Anwendung und des Microlearning-Systems mit Lehrlingen und Ausbildern. Anpassung und Optimierung basierend auf dem Feedback.
  • Abschlussworkshop: Vorstellung der finalen Version des VR- und Microlearning-Systems, inklusive Schulung des Lehrpersonals.

 

  1. Microlearning-Komponente

 

Die Microlearning-Einheiten werden über eine entsprechende Lernplattform umgesetzt, die eine flexible Nutzung am PC oder Smartphone erlaubt. Die Einheiten sollen aus kurzen, prägnanten Lernkarten bestehen, die sich an den Lehrinhalten der Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe orientieren. Diese Einheiten sollen individuell an die Bedürfnisse der Lernenden angepasst und stetig erweitert werden können.

 

Hauptmerkmale des Microlearning-Systems:

 

  • Lernkarten & Fragen/Antworten basierend auf Gamification: Kurze, textbasierte Inhalte mit dazugehörigen Verständnisfragen zur Wissensüberprüfung.
  • Interaktive und animierte Grafiken: Visualisierungen und Animationen aus den Lehrmaterialien, um komplexe Arbeitsabläufe verständlicher zu machen.
  • Flexible Nutzung: Die Einheiten sind jederzeit und überall abrufbar, was den Lernenden ermöglicht, Inhalte in ihrem eigenen Tempo zu wiederholen.

 

Kostendarstellung:

Kostendarstellung BUZ Mixed Reality Lernstrecke ©zvg

 

PROJEKTLAUFZEIT: April 2025 - Dezember 2026

PROJEKTTRÄGET:
Burgenländisches Schulungszentrum
Hans Niessl-Platz 1
7343 Neutal
+43 2618 / 24 22 - 10
office@buz.at
www.buz.at
 

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